Das Verneuil Verfahren, Nachahmung und Synthese von Edelsteinen
Mit dem Verneuil Verfahren hat sich beim Schmuck einiges geändert.
Edle Steine nachzuahmen ist nicht verboten und ist auch kein Vergehen, solange dadurch niemand zu Schaden kommt. Nachgeahmte Steine erfüllen durchaus einen guten Zweck. Mit ihnen kann sich auch derjenige schmücken, der sich echte Edelsteine nicht leisten kann. Wenn durch Nachahmung jedoch höherwertige Steine vorgetäuscht werden und zu überhöhten Preisen angeboten werden, dann ist das Betrug. Nachahmungen müssen als solche immer gekennzeichnet werden und korrekt bezeichnet werden.
Synthetische Edelsteine und Schmucksteine durch das Verneuil Verfahren
Der Traum der Menschen, Steine, die den natürlichen Edelsteinen völlig gleichen, künstlich zu produzieren, hat sich am Ende des 19. Jahrhunderts erfüllt. Dem französischen Chemiker A.V. Verneuil gelang es 1888 synthetische Rubine zu züchten. Zwar wurden schon 50 Jahre früher die ersten Edelsteine synthetisch, also künstlich, hergestellt, sie dienten aber nur wissenschaftlichen Zwecken und waren für Schmuckzwecke zu klein.
Das von Verneuil erdachte Verfahren ist ein Schmelz-Tropf-Verfahren und wird bis heute in großem Umfang angewendet. Das Prinzip ist folgendes: In einem Ofen wird bei etwa 2000°C pulverisierter Rohstoff (Aluminiumoxid mit färbenden Zusätzen) geschmolzen. Die niederfallenden Tröpfchen treffen auf einen kleinen Sockel, wo sie auskristallisieren und allmählich ein birnenförmige Gestalt, die Schmelzbirne, aufbauen. Obwohl diese keine erkennbaren Kristallflächen besitzt, ist sie im Inneren einem natürlichen Kristall völlig gleich. Die Schmelzbirnen werden bis zu 8 cm stark und mehrere Dezimeter hoch. Ihre Wachstumszeit beträgt mehrere Stunden.
Mit dem Verneuil Verfahren produzierte man anfangs Rubine, 1910 folgten synthetische Saphire, später farblose, gelbe, grüne und alexandritfarbene Korunde. Durch Zugabe von Rutilsubstanz in die Schmelze gelingt 1947 nach dem Verneuil Verfahren in den USA die Züchtung von synthetischen Sternrubinen und -saphiren.
Im Verneuil Verfahren gewinnt man seit 1910 ebenso synthetische Spinelle. Deren Zusammensetzung ist aber gegenüber natürlichen Spinellen etwas verschieden. Durch Zugabe von Schwermetallen erreicht man sehr gute Farbtöne anderer Edelsteine , z.B. des Aquamarins und des Turmalins. Brauchbare synthetische Smaragde gibt es erst seit den 40 er Jahren des 20. Jahrhunderts, obwohl die Züchtungsversuche fast 120 Jahre zurückreichen.
Andere Verfahren zur Züchtung von Kristallen
1953/54 gelingt in Schweden und in den USA eine Diamant-Synthese. Die Verfahren sind jedoch für eine Edelsteinproduktion zu teuer. Für Industriezwecke sind dies Synthesen aber mittlerweile unentbehrlich geworden.
Seit 1948 gibt es synthetischen Rutil (Titania oder Diamonit genannt). Er besitzt eine Dispersion (Zerlegung des weißen Lichts durch Brechung in seine Spektralfarben) die sechsmal so hoch ist wie bei Diamant.
Über ein Dutzend verschiedene Syntheseverfahren sind bekannt. Sicherlich gibt es noch weitere, denn einige Firmen halten ihre Herstellungsverfahren bei der Produktion synthetischer Edel- und Schmucksteine geheim.