Silber und Gold testen
Die Tatsache, dass man heutzutage Silber und Gold testen muss, hängt eng mit Beeinflussung der Edelmetalle durchs Legieren zusammen. Als es gelang die Zusammensetzung durch Legieren zu beeinflussen, wurde es notwendig den Reinheitsgrad der Rohstoffe zu bestimmen. Weiterhin muss ein Goldschmied sich auch dahingehend absichern, dass es nicht versehentlich zu Verwechslungen kommt, was bei Legierungen durchaus möglich sein kann.
Bei Edelmetallen und deren Legierungen ließen, historisch betrachtet, auch Fälschungen nicht lange auf sich warten. In der Neuzeit kamen Punzierungs- und Zollvorschriften hinzu, sodass dem Testen und Überprüfen der Edelmetalle ein weiteres
Betätigungsfeld zukommt.
Es verwundert nicht, dass die einfachsten Methoden wie optische Beurteilung oder die ‚Bissprobe‘ heute nicht mehr relevant sind. Heute steht eine Vielzahl chemischer oder physikalischer Untersuchungsmethoden zur Verfügung. Mit diesen modernen Methoden lässt sich neben dem Feingehalt sogar jeder beliebige Inhaltsstoff einer Legierung nach Art und Menge genau bestimmen. Es gibt mittlerweile sogar zerstörungsfreie Untersuchungen, die ohne Material-Abrieb auskommen. Dabei gibt also keinerlei Beschädigungen. Wegen der geringeren Kosten für Hilfsmittel und der relativ simplen Durchführung sind aber auch die traditionellen Edelmetallproben noch weit verbreitet.
Strichprobe
Die Strichprobe ist das älteste heute noch angewendete Verfahren um Edelmetalle und die entsprechenden Legierungen zu prüfen. Die Anwendung ist einfach: auf einem sogenannten Probierstein wird Material vom zu prüfenden Objekt abgerieben und anschließend mit Chemikalien bestrichen. Das Verhalten des abgeriebenen Werkstoffs lässt Rückschlüsse auf dessen Zusammensetzung zu. Es spricht einiges für dieses alte Verfahren:
- Der Aufwand an Hilfsmitteln, Werkstoff, Kenntnissen und Zeit ist sehr gering.
- man kann Gold-, Silber- und Platinlegierungen prüfen
- mit ein wenig Erfahrung lässt sich der Feingehalt von Gold und Silber recht genau bestimmen bis auf 20 ‰
- ein Prüfsäureset* ist problemlos in der Werkstatt oder auch an einem beliebigen anderen Ort einsetzbar
Die wenigen Hilfsmittel sind im Handel einzeln oder als leicht transportables Set erhältlich. Dazu gehören die verschiedenen Prüfsäuren (siehe Tabelle), der sogenannte Probierstein (ein dunkler feinkörniger Kieselschiefer) und Probierstern mit Testlegierungen unterschiedlichen Feingehalts und unterschiedlicher Farbe, mit genau bekannter Zusammensetzung.
Das zu prüfende Stück wird auf dem Probierstein abgerieben, so, dass ein etwa 3 cm langer und wenige Millimeter breiter Strich entsteht. Selbstverständlich an einer wenig sichtbaren Stelle. Der Probierstein sollte leicht fettig sein (beispielsweise durch Überstreichen mit dem Finger). Wer sich eine höhere Genauigkeit wünscht, kann mit Hilfe des Probiersterns einen parallelen Strich zufügen. Anschließend streicht man die Probiersäuren über die zu sehenden Striche. Die Reaktionsvorgänge der Chemikalien auf dem Prüfstein lassen mit Erfahrung die Legierung erkennen.
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Unterschiedliches Vorgehen bei Gold, Silber oder Platin
Goldstrichprobe
Salpetersäure ist der Hauptbestandteil der Goldprüfsäuren. Zusätze sind destilliertes Wasser und Salzsäure (ähnlich Königswasser). Die Zusammensetzung unterscheidet sich nach 8er, 14er und 18er Säure. Diese Säure löst Silber, wie auch unedle Metalle auf. Liegt ein Legierung mit sehr niedrigem Goldanteil unter 250 ‰ vor so verschwindet der abgeriebene Strich des Metalls komplett. Der Abrieb einer 585 ‰ Goldlegierung bleibt dagegen stehen, wenn dieser mit einer 333 ‰ Prüfsäure überstrichen wird. Bei Feingehalten, die höher als 750 ‰ Goldanteil liegen, bleibt der Strich auch stehen, wenn er mit einer 18er (750‰) Prüfsäure überstrichen wird. Zur Überprüfung kann die Wirkung der Säure mit dem Abrieb einer Testlegierung (Probierstern oder -nadel) verglichen werden.
So kann visuell der Feingehalt genauer ermittelt werden. Es kann bei der Goldstrichprobe aber auch Beeinträchtigungen geben, die auf der Tatsache beruhen, dass Platinmetalle nicht von Salpetersäure gelöst werden. Zudem sind auch Aluminium, Chrom und Nickel nicht immer in Salpetersäure lösbar. So kann ein Goldgehalt vorgetäuscht werden, der nicht vorhanden ist.
Die Goldstrichprobe ist also nicht absolut verlässlich und kann auch keine detaillierte Aussage zur Zusammensetzung der Zusatzmetalle liefern.
Silberstrichprobe
Die Tatsache, dass die Kaliumdichromat-haltige Probiersäure sich bei Kontakt mit Silber intensiv rot verfärbt, kommt hier zur Geltung. Es entsteht rotes Silberdichromat.
Das zu prüfende Stück färbt sich umso intensiver rot, je höher der
Silbergehalt ist. Hierzu kann die Prüfsäure direkt auf die Oberfläche des Prüfstücks aufgetragen werden.
Eine genauerer Feingehaltsbestimmung der Silberlegierung ermittelt der Fachmann aber über die Helligkeit des abgeriebenen Strichs auf dem Prüfstein im Vergleich zur Testlegierung. Je höher der Feingehalt ist, desto heller ist der Strich. Wer viel Übung und Erfahrung hat, kann so den Feingehalt des Silbers bis auf eine Genauigkeit von 20‰ bestimmen.
Platinstrichprobe
Mit der Platin-Unterscheidungssäure kann Platin nachgewiesen werden. Benetzt man das Prüfstück mit der Säure, passiert nichts. Andere Legierungen hingegen verfärben sich und beginnen leicht zu schäumen.
Für eine genauere Bestimmung des Feingehalts einer Platinlegierung ist allerdings recht viel Aufwand nötig. Auf dem Probierstein zieht man einen Strich einer bekannten Legierung, wie auch einen des zu prüfenden Materials. Anschließend muss der Prüfstein in Königswasser einige Minuten kochen (sehr gesundheitsschädlich, daher immer unter einem Abzug). Nach dem Kochen wird der Prüfstein unter Wasser gespült, damit man sehen kann, ob die Säure die Prüfstriche gleich oder unterschiedlich angegriffen hat.
Giftige Substanzen
Bei all diesen Strichproben arbeitet der Prüfer mit giftigen Substanzen. Salpetersäure, Königswasser und Kaliumdichromat sind so giftig, dass man keinesfalls beim Prüfen essen, trinken oder auch rauchen darf. Die Prüfsäuren geben giftige Dämpfe frei! Die Arbeit sollte unter dem Abzug oder zumindest bei guter Lüftung stattfinden. Keinesfalls sollte man sich über den Prüfstein beugen und mit der Nase zu nah an diesen kommen. Da Säure bekanntermaßen ätzend sind ist auch das Tragen einer Schutzbrille von Vorteil. Schutzkleidung oder alte Kleidung sind ebenso empfehlenswert.
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