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Niello – niellieren
Neben der bekannteren Technik des Emaillierens ist das Niellieren (lat. nigellum=schwärzlich) ein weitere farbgebende Technik, bei der in diesem Fall ein schwarzblaues Material (Niello) auf Metall geschmolzen wird.
Da der Kontrast zu Silber wesentlich deutlicher ist, werden meist nur Silberwaren nielliert. Diese Technik ist aber auch bei Goldschmuck anwendbar.
Die Bezeichnung Tulasilber verwendet man auch für nielliertes Silber. Dies geht auf die russische Stadt Tula, südlich von Moskau, zurück. Hier wurden besonders im 19 ten Jahrhundert oft Gebrauchsgegenstände und Schmuck mit Niello verziert.
Was ist Niello?
Es gibt verschiedene Rezepturen für die Herstellung von Niello-Pulver. Eine Rezeptur besteht aus :
1 Teil Silber
2 Teilen Kupfer
3 Teilern Blei
sowie Borax und Schwefelblüte**.
Unter Zugabe von etwas Borax werden Silber und Kupfer geschmolzen. In diese Schmelze gibt man flüssiges Blei und vermischt alles gut miteinander.
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In einem möglichst hohen Tiegel sollte sich die Schwefelblüte befinden. Hier hinein wird die flüssige Legierung unter ständigem Rühren eingefüllt. Der Schwefel verbrennt bei diesem Vorgang, so dass man eventuell Schwefel nachgeben muss. Achtung: Schwefel-dämpfe sind gesundheitsschädlich. Diese entstandene Schwefelverbindung wird in Wasser ausgegossen. Das nun entstandene Niello hat die Härte von Glas und ist sehr spröde. Um ein zu verarbeitendes Pulver zu erhalten muss das Niello in einem Mörser ganz fein zerstoßen und gemahlen werden.
Zur weiteren Verarbeitung werden in den zu niellierenden Gegenstand Vertiefungen ausgehoben. Dieses kann durch verschiedene Techniken wie Gravieren, Fräsen, Ätzen oder anderen geschehen. Danach muss man den Gegenstand reinigen und entfetten.
Das feine Niellopulver wird im nächsten Arbeitsschritt mit Ammoniakwasser (Salmiakgeist) zu einer breiigen Paste vermischt und mit einem kleinen Spachtel in die ausgehobenen Gruben gefüllt. Der Salmiakgeist sollte nun erst verdunsten.
Anschließend wird das Arbeitsstück entweder in einem Ofen solange erhitzt, bis das Pulver schmilzt. Es ist auch möglich mit einer offenen Flamme das Pulver zum Schmelzen zu bringen. Das Trägermaterial muss natürlich einen höheren Schmelzpunkt haben als Niellopulver. Das ist aber bei Silber gewährleistet.
Nach Abkühlung des niellierten Gegenstandes kann dieser mit einer Feile bearbeitet werden, um eventuell Reste des Niellos zu entfernen. Anschließend kann man am Gegenstand normal weiter bearbeiten. Niello lässt sich schleifen und auch polieren.
Nielloverarbeitung verunreinigt das Werkzeug
Da Niello, wie beschrieben, Blei enthält, lagert man das Werkzeug besser gesondert, um eventuelle Verunreinigungen mit anderen Materialien zu vermeiden.
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Diese Technik, als gestalterisches Element, lässt sich bis in die Antike zurückverfolgen. Ein mittelalterlicher Mönch namens „Theophilus“ hat die Arbeitsabläufe schon ähnlich beschrieben wie ich es oben getan habe. Leider ist diese Technik heute fast vergessen, obwohl sie sich in gestalterischer Hinsicht sehr gut nutzen ließe. Ich habe mich vor einigen Jahren schon einmal mit dieser Technik in meiner Goldschmiede beschäftigt, als ich noch nicht in Osnabrück war. Ich sollte es vielleicht wieder einmal in Angriff nehmen.
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